Orte aus der Familiengeschichte
Bromberg - Evangel. Kirche in der Posener Str. 25
__Über diese Orte sammele ich Informationen und Literatur: zur Ortsgeschichte, zu Siedlungsströmen, Stadtwappen, historische und aktuelle Ansichten und Illustrationen jeglicher Art. Bei einigen Orten suche ich Zeitzeugen und Zeitdokumente!
Einige Informationen habe ich hier für Interessierte hier aufgeführt.
<Quelle: Christoph Lütge (Heinrich Rogge/Franz Stelter: Der Kreis Neustettin: ein pommersches Heimatbuch, Würzburg 1972)>
Landkarte: 1) Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme); 2) Flederborn, 1:25 000, Meßtischblatt 2567, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
siehe auch unter: Flederborn im Internet (von Christoph Lütge)
RATZEBUHR: Stadt im preußischen Regierungsbezirk Köslin, Kreis Neustettin, an der Zarne und der Linie Posen-Neustettin der preußischen Staatsbahn. 1800: 1100 Einwohner; 1852: 1850 Einwohner; 1850 Cholera; 1885: 2327 Einwohner (meist evangelisch).
Geschichte: Zunächst Entwicklung als Marktflecken; durch Friedrich den Großen nach Erhebung zur Immediatstadt (1754) rege Förderung der Tuchmacherei, Walkmühle wird erbaut; 1782 gibt es 89 Tuchmacher mit 58 Webstühlen; Ausfuhr bis nach Danzig; landwirtschaftliche Entwicklung der Umgebung durch Anbau von Futterkräutern und der Kartoffel; das tiefe Bruch wird von Ratzebuhr 1781-82 trockengelegt; bis 1772 Grenzverkehr gegen Polen hin; starke Verarmung in den Napoleonischen Kriegen; 1818 Auswanderung von 33 Tuchmacherfamilien nach Polen; der bisher über Ratzebuhr erfolgte Verkehr seit 1827 auf die neue Straße Berlin-Königsberg abgeleitet; neue Straße von Köslin aus 1847 erbaut; Bahnstrecke nach Belgard 1879; seit dem Ende des 19. Jahrhunderts 2 Tuchmachereien, Kalksandsteinfabrik, Zementwarenfabrik, Schneidemühlen; 1848 gibt es eine Bürgerwehr; seit 1720 hatte Ratzebuhr eine Akzisestation (Finanzamt); Stadtkirche (17. und 18. Jahrhundert), ursprünglich ein Fachwerkbau, wird 1854-55 durch einen Backsteinbau ersetzt.
Landkarte: Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme) , Bezugsquelle: Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG)
TUREK: in der Wojewodschaft Konin
Turek wird erstmalig im Jahre 1136 erwähnt. 1792 siedeln sich in der Tureker Gegend in Czyste, Kacza und Machnówka deutsch-evangelische Kolonisten an. In der Lesniker Sprachinsel (1796) entsteht 1845 Mlyny. Im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wandern evangelische Weber aus Sachsen, Schlesien und Westpreußen in Turek ein. Zur gleichen Zeit kommen hier deutsch-katholische Weber aus Böhmen an, die mit ihren evangelischen Berufsgenossen 1828 eine Zunft gründen. 1827 gibt es in Turek 72 evangelische Familien, fünf Jahre später bereits 183 und 1844 450 Familien.
Am 1. November 1835 wird in Turek eine evangelische Schule eröffnet. Im Jahr 1837 erfolgt die Begründung des Tureker Kirchfilials mit eigenem Standesamt. Am 10. Juli 1845 wird Vikar Wilhelm August Posselt zum Pastor der Gemeinde ernannt und ein Haus für Betsaal und Schule gekauft (an der Koniner Straße, Ecke Pólko, Nr. 190; das Gemeindehaus). Am 12. Februar 1849 erwirbt die Parochie zum Bau einer Kirche und des Pfarrhauses vom Tureker Magistrat die Plätze Nr. 67, 68 und 69 an der Koniner Straße. 1852, die Kirche ist fast vollendet, stirbt Posselt an der Cholera und Pastor Karl Ludwig Teichmann wird sein Nachfolger. Von 1867-1869 wird das Pfarrhaus erbaut, in dem auch die Schule und die Wohnräume für Lehrer und Kantor Platz finden. 1880 brennt das Gemeindehaus zum teil ab. Von 1870-1890 ist Pastor Teichmann auch Superintendent der Kalischer Diözese.
In den Jahre 1871/72 emigrieren zahlreiche evangelische Bauern aus Szadow, Chlebow, Pecherzew und Kalinow nach dem Cholmer Land
Turek evangelische Kirche
Statistik: Gründung des Filials: 1837, der Gemeinde: 1845; Einwohner 1936: 3100; Kirchensprache deutsch. Am 3. Sonntag des Monats fand ein polnischer Gottesdienst statt. Pastoren: Christian Wilhelm Posselt, 1845-1852; Karl Ludwig Teichmann, 1852-1890; Adolf Karl Schroeter, 1893-1904; Adolf Krempin, 1905-1911; Leo Sachs, 1913-1939; Adolf Hassenrück, 1939-1945. Vikare: Franz Bartsch, 1852 (kurz); Helmut Prüfer, 1936-1938; Arthur Besocke, 1938-1939. 1 Kirche in Turek; 5 Bethäuser und Kantorate: Kotwasice, Wielopoe, Czyste, Mlyny und Sarbice; 10 Friedhöfe. Alle Schulen mit polnischer Unterrichtssprache. Evang. Kirchenchor in Turek gegr. 1860 als Männerchor, 1919 in einen gemischten Chor umgewandelt. Gesangchöre auf dem Lande: Mlyny und Kotwasice. Posaunenchöre: Turek, neu organisiert 1919, Mlyny und Wiepole. Jugendvereine: deutsch-evang. in Turek, gegr. 1926, 25 Mitglieder; polnisch-evang. seit 1935 4-5 Mitglieder. Damenkomitee am Armenhaus. Kontribuenten 1935: 540, davon 140 in Turek; Höhe des Etats 1935: 12561 Zl. Gehälter: Pastor 450 Zl. monatlich; Kantor 130 Zl.; Küster, Balkentreter und Totengräber 40 Zl.. 1934: 70 Taufen, 44 Konfirmanden in deutsch und 4 in poln. Sprache; 33 Trauungen und 1565 Kommunikanten.
<Quelle: Eduard Kneifel, Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939>
Landkarte: Glowny Urzad Geodezezji I Kartografii 434.2 Turek
PIELBURG (Krs. Neustettin, PL)
Landkarte: Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
KOLBERG siehe auch Die Stadt Kolberg und der Landkreis Kolberg - Körlin (von Ernst Schroeder und Uwe Witte)
Landkarte: Kreis Kolberg - Körlin 1:100 000 - zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
KLÖTZIN siehe auch Der Kreis Belgard - Schivelbein in Pommern (von Dieter Schimmelpfennig)
Landkarte: Kreis Belgard 1:100 000 - zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
ALEXANDROW: (Alexander), bei Lodz, Bezirk Lentschütz [Leczycki], Krs. Warthegau; 11 km nordwestlich von Lodz und 15 km südlich von Ozorkow, im heutigen Polen gelegen, Karte: in Quelle 2.)
Der Ort entstand auf dem Territorium des Gutes Groß-Bruzya. Besitzer des Gutes war gegen Ende des 18. Jhds. Walenty Cobrzynski, Untertruchseß des Kreises Inowlodz. Zu dem Gut gehörten auch die Einöden Ruda und Bugaj. Im Jahre 1775 zählte das Dorf vier Gutshäuser und zwanzig Bauernhütten. 1789 hatte das Dorf eine Bevölkerung von 84 Christen und 5 Juden. Es besaß eine Schänke, eine Brauerei und neben den Bauernkaten ein Handwerkerhaus. Angrenzend an Groß-Bruzya lag das Dorf Klein-Bruzya, das aus einem adeligen Teil und einem geistlichen bestand, der dem Probst von Lentschütz unterstand. Teilweise bestanden hier bereits Bauernhöfe, die von polnischen Bauern bewirtschaftet, aber völlig vernachlässigt waren. Gegen Ende des 18. Jhds. erwachte auch bei den Eigentümern der Dörfer Groß- und Klein-Bruzya das Verlangen, ihre Einöden durch Besiedlung von deutschen Kolonisten in fruchtbares Ackerland zu verwandeln, wie es bereits vielerorts geschah. Die Grundherren begünstigten die Einwanderung .... 1817 ließ der Grundherr des Gutes Bruzyca Raphael von Bratuszewski um den geräumigen Marktplatz Häuser erbauen, die er den einwandernden Tuchmachern gegen Zins verpachtet, ferner gab er weitgehend Zuschüsse, schenkte ihnen Bauholz und verkaufte aus seiner Ziegelei zu einem geringen Preis Ziegelsteine. Bis 1819 muß in Alexandrow schon eine bedeutende Einwanderung von Tuchmachern und Handwerkern stattgefunden haben, denn die Kirchenbücher der benachbarten evang. Gemeinde Groß-Bruzya melden bereits 34 Taufen, 50 Konfirmanden, 4 Trauungen und 10 Sterbefälle aus der Stadt.
Im Jahre 1822 wird Alexandrow amtlich zur Stadt erklärt. Name und Stadtgründung gehen auf Zar Alexander den I. zurück.
Statistik: 1801 Gründung der evang. Kirchgemeinde, 1815 - 742 Einwohner, 1820 - 1083 Einwohner in 120 Häusern, darunter 15 Judenfamilien, sämtl. Tuchmacher besaßen nach dem Bericht die neuesten Maschinen, 1822 Verleihung der Stadtrechte, lt. Stammbuch der Tuchmacher haben sich 119 Meister niedergelassen, 1824 - 2955 Einwohner in 340 Häusern, 1825 - 3086 Einwohner, 1828 - 3871 Einwohner, 1837 - 3828 Einwohner, 1858 - 2886 Einwohner, 1867 - rund 7000 Einwohner (Zahl scheint zu hoch), 1870 Verlust der Stadtrechte als Folge des Aufstandes von 1863/64, 1897 ergab russische Zählung 5992 Einwohner (davon 2799 evangelisch und 1680 jüdisch), 1921 - 8200 Einwohner, 1924 Verleihung der Stadtrechte, 1931 - 11622 Einwohner, 1934 - 12739 Einwohner, 1935 - 12944 Einw., 1936 - 13246 Einw., 1937 - 13500 Einw. bei 819 Häusern und 2808 Wohnungen, 1939 letzter Pfarrer: Julius Buse, 1970 - etwa 14500 Einw..
Diverse Abbildungen siehe Quelle 1.)
<Quelle: 1.) Adolf Kargel / Arthur Schmidt: Alexandrow, Ein Mittelpunkt der Deutschen im Industriegebiet Lodz, Herkunft und Geschichte, Möchengladbach 1980; 2.) Arthur Schmidt: Deutsches Schicksal in Polen, Ein Rückblick auf das kirchliche, völkische und wirtschaftliche Schaffen der Deutschen aus Mittel- und Ostpolen, Selbstverlag, Hannover 1953>
OZORKOW: auch Ozorkau u. Brunnstadt, (Wojewodschaft Kalisz, PL), nördlich von Lodz am Fluß Bzura gelegen
Der Ort wurde 1576 erstmals urkundlich genannt und umfasste damals ein Gebiet von etwa 60 Morgen, besaß eine Wassermühle mit zwei Rädern, sowie eine Schenke. Im Jahr 1668 erbaute der Erbherr von Ozorkow, Nikolaus Szczawinski die römisch-katholische Kirche.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann der damalige Grundherr Ignacy Starzenski mit dem Anwerben deutscher Textilfachleute und Handwerker und stellt den Einwanderern in dem angrenzenden Dorf Szczeblew ein Gelände von 1192 Morgen zur Verfügung. Die Wassermühlen an der das Gelände durchfließenden Bzura wurden zu Walkmühlen umgebaut. Viele deutsche Tuchmacher, Scherer und Spinner wanderten ein, dem ersten Ansiedlungsvertrag von 1807 folgt im Jahr darauf ein zweiter mit detailierten Zusicherungen: a) jedem „Tuchprofessionisten und anderen Meistern“ u.a. ein Morgen Ackerland, ein Morgen Wiese und 16 Ruten Bauland in ewige Erbpacht, dazu unentgeltlich 9 Kiefern Bauholz und Lehm für Ziegel, die in der Gutsziegelei gebrannt werden können; b) unentgeltliches Gelände für eine Kirche, den Friedhof und eine Schule mit Garten; c) Weiderecht; d) unentgeltliches Brennholz von umgestürzten Bäumen und Stumpen; e) Errichtung einer Walkmühle. Die Ansiedler mussten ein „Einstandsgeld“ von 5 polnischen Gulden und bei Verkauf 10 v. H. des geschätzten Wertes an den Grundherren entrichten. Allerdings war der Verkauf nur Textilfachleute, nicht an einen Bauern zulässig. Dieser Vertrag kann als erster dieser Art in Polen angesehen werden.
Nach dem Feldzug Napoleons wird bereits 1914 die Ozorkower Tuchmacherinnung gegründet. Ins selbe Jahr fällt auch der Zusammenschluß der deutschen Einwanderer zur evangelischen Kirchgemeinde (noch ohne behördlicher Absegnung). Es wurde ein hölzernes Kirchlein gebaut und ein Kandidat der Theologie namens Schulz für das Predigtamt verpflichtet.
Ebenfalls 1814 verhandelten erstmals Textilunternehmer und Kaufleute mit dem Erbherrn Starzenski über die Errichtung einer großen Textilfabrik. Laut einem Bericht von 1815 hatte Ozorkow 1867 Einwohner, davon waren ansässig: 117 selbständige Tuchmacher, 47 Gesellen, ein Leineweber, ein Scherer und ein Färber.
1816 wird Ozorkow zur Stadt erhoben. 1817/18 gab es bereits 294 Tuchmacher, 162 Gesellen, 4 Scherer sowie 1176 Hilfskräfte (Spulerinnen und Lehrlinge). 1820/22 ist die Zahl auf 365 Tuchmacher, 381 Gesellen, 2 Färber und 1460 Hilfskräfte angewachsen. Die Zahl der Leineweber und Walker blieb unverändert. Von den 365 eingewanderten Tuchmachern stammten 90 v. H. aus dem Netzegau.
Erste Schwierigkeiten beim Absatz zeigt die Klage der Ozorkower Tuchmacher (von 160 Tuchwebern unterschrieben) an die Behörden im Jahre 1817, worin sie sich über verschiedene Missstände beklagen. Die wichtigste Ursache sahen sie in der Übergabe des Tuchverkaufs für das Heer in die Hände der „Altgläubigen“. Die jüdischen Kaufleute deckten ihren Bedarf nicht allein aus den inländischen Werkstätten, sondern bezögen die Tuche auch aus dem Auslande. Bezeichnend für das damalige Tuchgewerbe ist, dass in der Klageschrift der Tuchhandel mit Russland keine Erwähnung fand. Eine spätere Eingabe (1819) an die zuständige Regierungskommission für Inneres, in der um Aufträge für die Ozorkower Industrie gebeten wurde, ist von 71 Tuchmachern unterschrieben, u.a. von einem Johann Krüger und einem Christoph Krieger. Der Familienname (Krüger bzw. Krieger) tritt später in unserer Genealogie im Raum Turek/Ozorkow wieder auf. 1821 bemühen sich das „Tuchmacher Gewerk zu Ozorkow“ mit einer Eingabe an den Administrationsrat in Warschau, man möge beim Kaiser durch Vermittlung des in Petersburg residierenden Ministers Sobolewski die Erlaubnis erwirken, das im angrenzenden litauischen Gebiet stationierte russische Heer mit polnischen Tuche versorgen zu dürfen. Noch im selben Jahr wird von der Tuchmacherinnung, Bürgermeister Raabe, Kriegskommissar Radwan und Oberst Darewski eine Tuchschau besprochen und kurz darauf von der Stadtverwaltung beschlossen.
Der entscheidende Anstoß zu raschen Entwicklung der Textilstadt kam jedoch von dem Rheinländer Friedrich Schlösser, der 1817 mit dem Aufbau seines Unternehmens in Ozorkow begann. 1828 arbeiten in den Schlösserschen Werken bereits 300 Personen. In der zwischenzeitlich durch Gottlieb Lause errichteten zweiten großen Wollspinnerei arbeiteten 1830 rund 100 Arbeiter. Die durch die neu entstehende Baumwollindustrie, sowie durch den polnischen Aufstand gegen die Russen im Jahre 1830/31 entstandenen Krise wirkte sich auf das noch ganz auf das Tuchmachergewerbe ausgerichteten Ozorkow schwer aus, so das die Lausesche Wollspinnerei im März 1831 geschlossen werden musste. Viele Tuchmacher suchten ihr Glück in anderen Textilstädten Polens oder zogen weiter östlich in das russische Gebiet.
Schlösser passte sich der Entwicklung zur Baumwollindustrie schnell an und hatte bereits 1834 seine Spinnerei auf Baumwolle umgestellt. 1836 weist seine Spinnerei 8000 Spindeln auf, der Antrieb erfolgte durch drei von Wasserkraft angetriebene Maschinen. 1837 stellte er die erste Dampfmaschine mit 18 PS auf. Das Unternehmen wuchs schnell an (die Lauesche Spinnerei wurde übernommen), 1848 gab es 68 Maschinen mit 14008 Spindeln. Im selben Jahr stellte Schlösser seinen bisher in Wien als Vertreter tätigen Neffen Carl Scheibler als Direktor ein. Scheiblers überragende unternehmerische Initiative trug wesentlich zum Aufschwung in der Stadt bei. 1854 (Schlösser war an der Cholera gestorben) verließ Scheibler Ozorkow, ging nach Lodz und hatte später wesentlichen Anteil, dass die Stadt Lodz zum bestimmenden Zentrum der Textilindustrie in Polen wurde. Durch seinen Weggang fiel Ozorkow in der Bedeutung hinter Lodz und andere Städte, wie Zgierz und Pabianice zurück. Den kleinen Tuchmachermeistern gelang die Umstellung auf die moderne Baumwollweberei nicht, allein das Schlössersche Familienunternehmen vermochte mit der Entwicklung schritt zu halten.
Die schweren Verluste des ersten Weltkrieges 1914/18 wurden rasch überwunden, in den 1920er Jahren erreichte die Zahl der Beschäftigten bei Schlösser bereits wieder 2800 Personen. Im Jahr 1938 bestand das Unternehmen aus einer Baumwollweberei mit 726 Webstühlen, einer Spinnerei mit 36 606 Spindeln, einer Reißerei, Bleicherei und Färberei. Ab 1932 wurde das Unternehmen an die Firma M. Fogel u. Co. in Lodz verpachtet und das Schlössersche Palais 1938 an die Stadt Ozorkow verkauft und als Sitz der Stadtverwaltung genutzt.
Der 1814 noch nicht offiziellen Gründung einer selbständigen Kirchgemeinde wurde am 5. Juni 1826 von der Warschauer Regierungskommission entsprochen und als erster Seelsorger der Gemeinde Karl Haberfeld (1826-36) eingestellt. Ihm folgte Eduard Stiller, welcher 43 Jahre in Ozorkow wirkte. 1840-42 wurde das hölzerne Bethaus gegen eine steinerne Kirche ersetzt, die viele Jahre zu den stattlichsten der Provinz zählte. Der größte Teil der Baukosten von 120 000 polnischen Gulden übernahm der Färbereibesitzer Christian Wilhelm Werner. Das Dach der Kirche zieren zwölf überlebensgroße Statuen der Apostel. Der massive schlanke Glockenturm steht neben der Kirche und wurde 1882 erbaut. Der Kirchplatz ist mit Eisengittern umfriedet. Nach dem Tod von Pastor Stiller wurde Eduard Lemon als Nachfolger gewählt, der nach 30jährigem Wirken 1910 starb. Es folgten die Pastoren Leo May (1910-1913), Adolf Rondtahler (1913-1919), Paul Otto (1919-1924) und Theodor Bergmann (1924 bis zur Vertreibung 1945).
Viele öffentliche Einrichtungen wurden von deutschen Einwanderern durch private Stiftungen errichtet, so eine dreiklassige deutsche Elementarschule durch Heinrich Schlösser, oder ein Altenheim durch seine Witwe. An der deutschen Volksschule wirkten seit ihrer Entstehung u.a. die Lehrer Höhne, Walter, Förster, Wittenberg, Strauss und als letzter polnischer Lehrer Janowski. Bei seiner Wiederentstehung verbot der polnische Staat die Schule, 1925 wurde sie geschlossen und die deutschen Klassen einer polnischen Schule zugeteilt.
1939 gab es außer den Schlösserschen Textilwerken nur noch drei kleinere Textilfabriken, eine Kotoninfabrik und zwei Mühlen. Von der Bevölkerung von 16 400 Personen waren allein 5100 in diesen Industriebetrieben beschäftigt. Außerdem gab es noch eine beträchtliche Zahl von Heimwebern. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 10 von Hundert Deutsche. 1920-1922 erhielt die Stadt durch eine Eisenbahnlinie die Verbindung mit Lodz, Posen und Gdingen.
Im Stadtgebiet befinden sich 9 artesische Brunnen, aus welchen ununterbrochen stark schwefelhaltiges Wasser von 16 bis 22°C fließt.
<Quelle: Ozorkow – Erste Textilstadt in Polen, Das Aufbauwerk eingewanderter Deutscher Tuchmacher und Weber, Schriftenreihe d. Patenschaftsausschusses der Deutschen aus dem Lodzer Industriegebiet (Hrsg.), Mönchengladbach 1967>
ZGIERZ: (Wojewodschaft Kalisz, PL) 1939 während der deutschen Besatzungszeit in Görnau umbenannt
Die Stadt Zgierz ist eine der ältesten Ortschaften des Lodzer Industriegebietes und wird 1231 erstmalig urkundlich belegt. Sie liegt neun Kilometer nördlich von Lodz im Tal des Flusses Bzura. Früher als kleiner Bach die Stadt durchziehend, verlässt er das Stadtgebiet heute als ein mit Abwässern angefüllter schmutziger Graben. Früher führten hier zwei wichtige Handelsstraßen vorbei: die eine führte von Danzig nach Krakau und Kleinpolen, die andere aus Schlesien in das Land Mazowien. Bereits vor 1253 gab es in Zgierz eine Kirche. Frühgeschichtliche Forschungen deuten darauf hin, dass Zgierz auf einem ausgebrannten Waldgelände entstanden ist. Auch der Name der Stadt lässt dies zu, frühere Namen waren Sguyr, Zegey, Sger, Szegrz, Zegrz und schließlich Zgierz. Auf Zgierzer Gebiet wurde jüngst ein auf das 4. Jahrhundert datierter Friedhof freigelegt.
Als Stadt wird Zgierz erstmalig im Jahre 1318 erwähnt, die Einführung des deutschen Stadtrechts (Magdeburger Recht) erfolgte 1404 und wurde 1420 von König Wladyslaw Jagiello bestätigt. Den Bewohner der Stadt wurde 1504 das Recht der Jahrmärkte und Wochenmärkte zuerkannt (damit „alle Kaufleute, Tuchmacher, Handwerker und die Angehörigen aller Stände und Professionen“ an Markttagen ihre Waren einführen und frei von Standgeld verkaufen und eintauschen können), Freiheiten, wie sie zu damaliger Zeit nur eingewanderten Fremden zugebilligt wurden. Seine Blütezeit erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert. 1562 betrug die Einwohnerzahl rund 700 Personen, von welchen 179 Handwerker und Kaufleute waren.
Von dem im 17. Jahrhundert beginnenden allgemeinen Zerfall der Städte in Polen blieb auch Zgierz nicht verschont. Hinzu kam in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Krieg mit Schweden, im Verlaufe dessen die Stadt gebrandschatzt wurde, so dass nach einem Bericht aus dem Jahre 1661 nur noch zehn Häuser stehen blieben. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erholte sich Zgierz nicht mehr von diesem Unglück.
Nach der zweiten Teilung Polens, im Jahre 1793, fiel die Stadt an Preußen. Zu diesem Zeitpunkt lag die Stadt noch so danieder, dass der für die neugeschaffene Provinz Südpreußen zuständige Provinzialminister zwischenzeitlich erwog, die Stadt in ein Dorf umzuwandeln. Die dritte Teilung Polens 1795 brachte eine Neueinteilung der Verwaltungsbezirke der Provinz und im Rahmen des neugeschaffenen Warschauer Kammerdepartments wurde Zgierz Kreisstadt. 1789 wird die Einwohnerzahl mit 455 Personen angegeben, bei Abzug der Preußen 1807 rund 500.
1818 kamen die ersten Tuchmacher nach der Regierungsstadt Zgierz. Die meisten von Ihnen verließen die Stadt jedoch bald wieder und zogen nach den privaten Tuchmachersiedlungen Ozorkow und Alexandrow, da sie in Zgierz keine Unterkunft fanden. Am 20. Juli 1820 berichtet der damalige Bürgermeister Kozlowski: „Fabriken bestehen hier nicht, abgesehen von einigen Tuchmachern, die infolge ihrer schlechten Lage und völligen Armut nur geringe Tuche und zudem in sehr beschränktem Quantum fabrizieren. Die Stadt geht ihrem gänzlichen Verfall entgegen...“, und macht Vorschläge „Fabrikanten“ Anreize zu geben. Daraufhin wird Rajmund Rembielinski, als für die Ansiedlung deutscher Tuchmacher beauftragter Präses der Mazowischen Wojewodschaftskommision, mit Vorbereitungen zur Errichtung einer Walke und Färberei, sowie für Verhandlung mit den evangelischen Einwanderern entsandt.
Die Bemühungen zeigten bald gute Ergebnisse, Anfang März 1821 hatten bereits 104 Tuchmacher, ein Maschinenfabrikant, zwei Tuchscherer, ein Färber und ein Walkmüller ihre Ankunft angekündigt, am 30. März 1821 wurde der Ansiedlungsvertrag abgeschlossen. Für die Tuchmachersiedlung, Neustadt genannt, wurden 2939 Ruthen Kulmer Maßes vom Stadtgebiet und noch weitere 743 Ruthen vom angrenzenden Regierungsvorwerk Zegrzanki zur Verfügung gestellt. Das Gebiet der Neustadt wurde in 259 Bauplätze eingeteilt, die sämtlich an deutsche Tuchmacher vergeben wurden. Die Bevölkerung von Zgierz stieg von rund 800 Einwohnern im Jahre 1820 auf 1010 im Jahre 1821, auf 1524 im Jahre 1825 und auf 6331 Einwohner im Jahre 1828 an. 1824 waren in der Stadt bereits 260 Webstühle in Betrieb, außerdem vier Walkmühlen, zwei Färbereien, zwei Manufakturen und mehrere Tuchscherereien. Von 103 Tuchmachern, die sich von 1818 bis 1822 in Zgierz niederließen kamen: aus Ozorkow und Rogassen je 21, aus Meseritz zehn, Ritschenwalde sechs, Obersitzko vier, Dombie, Kaziemierz, Brzeziny, Kalisch je zwei, Unruhstadt, Kurnik, Grünberg, Kolo, Floeterborn, Festenberg, Tirschtiegel, Deutsch-Krone, Gembitz, Schönlanke, Grätz, Szadek und Miloslaw je einer.
Bereits am 1. Juli 1821 wurde in Zgierz die Tuchmacherinnung und am 8. April 1822 die Tuchmachergesellenbrüderschaft gegründet. Die Gründung der Tuchmacherinnung ging aus der Innung in Ozorkow hervor, die gewissermaßen als Stammmutter aller deutschen Tuchmacherinnungen in Polen angesehen werden kann. In dieser Aufbruchzeit entstehen die ersten Großbetriebe. So gründet 1821 der aus Unruhstadt stammende Kaufmann Johann Friedrich Zachert zusammen mit seinem Vetter Johann Zachert eine Tuchwarenmanufaktur, die bald zu den größten Unternehmen der Stadt werden sollte. 1822 kommt der aus Meseritz stammende Großkaufmann Karl August Meisser, der einen schwunghaften Handel mit Russland betrieb. Eine größere Spinnerei mit modernen Maschinen aus den Niederlanden errichtete 1925 der Fabrikant Ludwig Arendt, dessen Betrieb 1828 bereits 13 Assortiement-Maschinen umfasste. Zur gleichen Zeit betreibt Zachert bereits eine eigene Dampfmaschine. 1829 kommt der jüdische Kaufmann Reinhertz aus Kalwarja in die Stadt. Zunächst ist er als Verleger für die Handweber tätig, später gründet er zusammen mit den Kaufleuten Landau und Mayer eine Tuchfabrik mit zwei Krempel-, zwei Scher-, neun einfachen Spinn-, zwei Wickel- und zwei Haspelmaschinen, die alle durch ein Rosswerk angetrieben wurden. Nachdem die durch den polnischen Aufstand gegen die russische Oberhoheit 1930/31 entstandenen Wirtschaftskrise (verursacht durch die von Russland errichtete Zollgrenze) sich vorübergehend wieder zum Besseren wendete, gründete der Rheinländer Christian August Moes 1834 eine Tuchfabrik.
Trotz der hoffnungsvollen Entwicklungen des Tuchmachergewerbes in den ersten Jahren blieb die Stadt Zgierz bald hinter dem rasant einsetzenden Ausbau der Textilindustrie in Lodz zurück, da man sich nicht auf die in Mode gekommene Baumwollwaren einstellte. In einem Bericht der Stadtverwaltung heißt es 1847: „Die großen Fabrikgebäude als auch die kleinen Fabrikationsstätten stehen leer, darunter die Großbetriebe von Johann Zachert, Peter Issajew, Hersch Reinhertz, Ludwig Arendt, Ferdinant Stark, Karl August Meissner. Ihre Häuser wie auch die Häuser vieler kleiner Fabrikanten sind verlassen...“ Über den Bevölkerungsstand macht der Bericht folgende Angaben: Einwohner insgesamt 8125, davon 3360 Katholiken, 3225 Evangelische, 1540 Juden und zusätzlich 675 nichtständiger Bevölkerung.
Nach Überwindung dieser Krise ging es auch in Zgierz wieder aufwärts. Die Stadt hat 1859 eine Bevölkerung von 12 016 Einwohnern, davon 5240 Polen, 4173 Deutsche, 2601 Juden, sowie zwei andere, sowie 116 Tuchfabriken, 32 Baumwollwarenfabrikanten, eine Seidenweberei, fünf Woll- und Baumwollspinnereien, vier Krempeleien, zwei Tuchscheren und fünf Färbereien. Von den größeren Betrieben gab es 1859 fünf Tuchfabriken mit Dampfantrieb und 42 mit Rosswerken.
Im Jahr 1902 erhielt die Stadt Anschluss an die Warschau-Kalischer Eisenbahn. Eine elektrische Bahn zu der zum Textilzentrum emporgewachsenen Stadt Lodz wurde gebaut und später bis Ozorkow verlängert. 1912 zählte Zgierz 21 531 Einwohner, davon waren 11 107 Polen, 5615 Deutsche, 4685 Juden, 83 Russen, 63 Litauer, neun Franzosen und sechs Engländer. Größtes Unternehmen war um diese Zeit die 1848 gegründete und in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Tuchmanufaktur Julius Borst mit 625 Arbeitern und einem Jahresumsatz von 1 872 254 Rubeln. Weitere größere Textilbetriebe waren: Lorentz und Krusche AG mit 611 Arbeitern, „Zgierzer Baumwollmanufaktur AG“ mit 553 Arbeitern, Anilinfarben- und Chemikalienfabrik AG Zgierz mit 95 Arbeitern.
Bei der Volkszählung im Jahre 1931 wurden 26 618 Einwohner gezählt, davon gaben als Muttersprache an: 19 805 Polnisch, 2380 Deutsch, 3861 Jüdisch, 547 Hebräisch, 14 Russisch und elf Anderes.
Als erste evangelische Kirche wurde 1823 ein hölzernes Bethaus errichtet. Erster Pastor war Heinrich Bando (41 Jahre lang). Bereits 1826 wurde eine neue Kirche eingeweiht. Ab 1834 gab es eine deutsche evangelische Schule. Nachfolger von Bando wurde Pastor Ernst Wilhelm Bursche (für 38 Jahre ), der Vater des späteren Generalsuperintendenten. Ihm folgte Karl Serini (von 1905 bis 1919), der in den Revolutionsjahren 1905/07 gemeinsam mit Pastor J. Dietrich in Lodz die „Gewerkschaft christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen“ gründete, um den deutschen Arbeitern eine eigene Organisation zu geben. 1920 wurde Pastor Alexander Falzmann gewählt. Zwischen ihm und der überwiegend deutschnational eingestellten Gemeinde kam es zu Spannungen. 1939 bei Einmarsch der Deutschen wurde Pastor Falzmann von der Gestapo verhaftet und wurde 1940 in das Konzentrationslager Dachau überführt und verstarb auf dem Transport in die Gaskammer. Nachfolger von Pastor Falzmann wurde der bisherige Vikar Zundel (bis 1941). Von 1942 bis zur Flucht im Januar 1945 war Eduard Kneifel Pastor.
Zgierz blieb fast vollkommen von Kriegszerstörungen verschont, lediglich die evangelische Kirche wurde während der ersten Kriegstage von einer deutschen Fliegerbombe zerstört. Ein Großteil der bei der Gründung der Neustadt erbauten Tuchmacherhäuser ist erhalten geblieben.
<Quelle: Otto Heike, Zgierz - Ausgangspunkt der Textilindustrie in den Regierungsstädten Polens, Schriftenreihe d. Patenschaftsausschusses der Deutschen aus dem Lodzer Industriegebiet (Hrsg.), Mönchengladbach>
LODZ: (speziell der Stadtteil Baluty) hier habe ich diverse Literatur; interessant wären Fotos und Zeitdokumente
BROMBERG: (Kreisstadt, Westpreußen), Koordinaten: East 18°00' North 53°07'
hier habe ich diverse Literatur; interessant wären Hinweise zu Zeitdokumenten
Bromberg - altluth. Kirche in der Posener Str. 25 (1846 erbaut, nach 1974 (?) zerstört) - links Straßenansicht um 1900, rechts Hofansicht um 1938
Wer hat historische Ansichten vom ehemaligen Gemeindeleben der Ev.-Augsb. Kirche, Posener Straße 25 in Bromberg (Westpreußen)?
Welchen Namen hatte die o.g. Kirche?
Mein Großvater Otto Schilter war dort von 1936 - Januar 1945 Pastor.
Wer kannte die Pastorenfamilie Schilter in Bromberg und kann evt. berichten?
Wer kannte die Küsterfamilie Klein?
Wer kennt Einzelheiten zum Bromberger Blutsonntag?
Ansichten von Bromberg - siehe auch Historische Ansichtskarten von Bromberg (außerdem Geschichte, Karten, etc.; von Castle of Poland, Marek Januszewski)
MOGILNO: (Posen), Koordinaten: East 17°57' North 52°39'
Kirchgemeinde 1833 gegründet, hölzernes Bethaus 1791 begonnen, 1796 vollendet und am 9.5.1840 eingestürzt, neue Kirche am 19.11.1854 eingeweiht, am 20.12.1907 erweitert, Pfarrer: 1925-39 Oskar Reder, von Polen ermordet im Sept. 1939 bei Chodecz, 1940-45 Arnold Wieckmann
Wer kannte die (ev.-altluth.) Familie von Töpfermeister Carl Schroeder in der Bahnhofstraße 8a (heute Nr. 17)?
Wer kannte den (ev.-unierten) Pfarrer Oskar Reder und seine Frau Helene Reder, geb. Schroeder?
NEUTOMISCHEL: heute Nowy Tomysl, (Posen), Koordinaten: East 16°08' North 53°19'
Neutomischel - links die ev.-altluth. Kirche um 1935 - rechts die ehem. ev.-unierte Kirche um 1990
Ev.-Augsb. Kirche:
1930 - 1936 Pfarrer Otto Schilter
Wer kann vom Gemeindeleben berichten?
Ev.-Unierte Kirche:
Kirche 1778 errichtet, am 15.10.1780 eingeweiht, umgebaut 1844-46, dann 1880. Pfarrer: 1909-39 Georg Reisel, Sup., 1939 an den Folgen der Verschleppung gestorben, 1939-45 Gerhard Päschke, Sup.
HOHENSALZA: heute Inowroclaw, zeitweise Jungbreslau, (Posen), Koordinaten: East 18°15' North 52°47'
Kirchgemeinde 1818 gegründet, seit 1772 Gottesdienste in Privathäusern, 1802 Weihe einer kleinen Kirche in Fachwerk, 1861 abgebrochen, am 31.10.1863 neue Kirche eingeweiht, Pfarrer: 1854-84 Adolf Ludwig Schönfeld, zugleich Sup., 1885-1907 Otto Hildt, Sup.,
THORN: (Westpreußen), Koordinaten: East 18°36' North 53°00'
hier habe ich Literatur allgemeiner Art; interessant wären Hinweise zu Zeitdokumenten u.ä.
siehe auch Historische Ansichtskarten von Thorn (außerdem Geschichte, Karten, etc.; von Castle of Poland, Marek Januszewski)
KATARZYNOW: = Katarzynowo (?): (Krs. Kosten, Posen; heutige Provinz Leszczynskie), Koordinaten: East 16°44' North 52°02'
GREMBOCZYN (Gramtschen): (Krs. Thorn, Westpreußen), Koordinaten: East 18°43' North 53°03', Standesamt Lindenhof 1905,
MOCKER
BOROWIETZ
LINDENHEIM: Kreis Czarnikau, Posen, heutige Provinz Pilskie, Koordinaten: East 21°22' North 53°30'
PRUSKALONKA
ZYSKOWER KOLONIE
SCHULZENDORF
SCHWABEN - KOLONIE: Kreis Czarnikau, Posen, heutige Provinz Pilskie, Koordinaten: East 16°37'
North 52°49'
HAMMER: Der Ort liegt an einer alten Handelsstraße, die früher von Posen über Czarnikau zur Ostsee führte. Dicht neben der Obermühle bestand um 1531 ein Eisenhammer, wie durch das Posener Grodbuch bezeugt wird. Nach der Steuerliste von 1563 wies der Betrieb 3 Wasserräder auf und beschäftigte 12 Arbeiter. Aber schon 1577 lag das Unternehmen wüst, und es ist nicht ersichtlich, ob der Hammer später wieder tätig wurde. In den Jahren 1680 - 1730 erfolgten viele Heiraten deutscher Menschen nach Hammer, so dass der Ort damals schon ein deutsches Dorf gewesen sein muss. 1773 ist das Vorwerk mit seinen 6 Hufen der einzige größere Betrieb im Dorfe. Der Eigentümer und auch der Pächter sind nicht genannt. In dem Gutsdorf Hammer leben 340 Menschen auf 346 ha Fläche, von der ein großer Teil mit Wald bestanden ist. Das Gut Hammer hat einst als Vorwerk längere Zeit zur Herrschaft Behle gehört, wurde 1765 abgetrennt und selbständig. Es hat lange Zeit um 200 Einwohner gehabt, und zu ihm gehörten das Vorwerk Radosiew, 2 Mühlen, eine Försterei und zuletzt auch eine Brennerei. Durch die Separation ist der Besitz zugunsten der Bauern verkleinert worden. Ein Teil der Landwirte siedelte sich südwestlich des Ortes in Hammer Abbau an, aber die Höfe im Dorf wurden auch vergrößert. Um 1939 gab es 43 Bauern mit 2 Pferden und 45 mit einem. Nach der Eingemeindung des Gutes in das Dorf wird eine Gesamtfläche von 2220 ha angegeben, die um 1930 von 1271 Menschen bewohnt wurde. Die Bevölkerungszahl, die sich aus 784 Protestanten, 483 Katholiken und einigen anderen zusammensetzte, war wie in vielen Orten rückläufig. Trotzdem war Hammer nach Putzig und Behle das drittgrößte Dorf des Kreises. Hammer hatte eine katholische Kirche; wann sie entstand, war nicht zu ermitteln. Der Kierskische Visitationsbericht 1738 erwähnt sie noch nicht. Die Katholiken gehörten damals kirchlich zu Czarnikau. Das erste evangelische Bethaus bestand schon 1796 und war mit der ersten evangelischen Schule unter einem Strohdach verbunden. Die letzte evangelische Kirche war 1932 erbaut worden und zum Kirchspiel gehörten auch 5 Nachbargemeinden. Der Ort besaß eine katholische und eine evangelische Schule ( um 1906 erbaut ) und die Schule in Hammer Abbau, die von katholischen und evangelischen Kindern besucht wurde.
Hammer - altes Bethaus (vor 1930)
Beim Zusammenbruch 1945 hatten nach Angaben von K. Plath - Sophienberg nur wenige Einwohner den Ort verlassen. Durch feindliche Einwirkung kamen 37 Menschen ums Leben, davon einige auf der Flucht bei Stieglitz, Runau und Hüttchen. 2 Personen starben durch Freitod, 14 wurden verschleppt, aber 8 von ihnen kehrten wieder zurück. 12 Gehöfte gingen durch Totalschaden verloren, 2 weitere wurden später von Polen zerstört. Außer diesen Verlusten wird noch der Brand von 5 Wohnhäusern, 3 Scheunen und eines Viehstalles gemeldet. Wahrlich, das Dorf hat sehr schwer gelitten.
<Quelle: netzekreis.de>
Abbildungen finden Sie auf der Seite Der Netzekreis
RAUSPACH (Rheinland-Pfalz)
WALDSEE
© Familienarchiv Schilter
Einige Informationen habe ich hier für Interessierte hier aufgeführt.
- Im heutigen Polen :
<Quelle: Christoph Lütge (Heinrich Rogge/Franz Stelter: Der Kreis Neustettin: ein pommersches Heimatbuch, Würzburg 1972)>
Landkarte: 1) Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme); 2) Flederborn, 1:25 000, Meßtischblatt 2567, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
siehe auch unter: Flederborn im Internet (von Christoph Lütge)
RATZEBUHR: Stadt im preußischen Regierungsbezirk Köslin, Kreis Neustettin, an der Zarne und der Linie Posen-Neustettin der preußischen Staatsbahn. 1800: 1100 Einwohner; 1852: 1850 Einwohner; 1850 Cholera; 1885: 2327 Einwohner (meist evangelisch).
Geschichte: Zunächst Entwicklung als Marktflecken; durch Friedrich den Großen nach Erhebung zur Immediatstadt (1754) rege Förderung der Tuchmacherei, Walkmühle wird erbaut; 1782 gibt es 89 Tuchmacher mit 58 Webstühlen; Ausfuhr bis nach Danzig; landwirtschaftliche Entwicklung der Umgebung durch Anbau von Futterkräutern und der Kartoffel; das tiefe Bruch wird von Ratzebuhr 1781-82 trockengelegt; bis 1772 Grenzverkehr gegen Polen hin; starke Verarmung in den Napoleonischen Kriegen; 1818 Auswanderung von 33 Tuchmacherfamilien nach Polen; der bisher über Ratzebuhr erfolgte Verkehr seit 1827 auf die neue Straße Berlin-Königsberg abgeleitet; neue Straße von Köslin aus 1847 erbaut; Bahnstrecke nach Belgard 1879; seit dem Ende des 19. Jahrhunderts 2 Tuchmachereien, Kalksandsteinfabrik, Zementwarenfabrik, Schneidemühlen; 1848 gibt es eine Bürgerwehr; seit 1720 hatte Ratzebuhr eine Akzisestation (Finanzamt); Stadtkirche (17. und 18. Jahrhundert), ursprünglich ein Fachwerkbau, wird 1854-55 durch einen Backsteinbau ersetzt.
Landkarte: Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme) , Bezugsquelle: Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG)
TUREK: in der Wojewodschaft Konin
Turek wird erstmalig im Jahre 1136 erwähnt. 1792 siedeln sich in der Tureker Gegend in Czyste, Kacza und Machnówka deutsch-evangelische Kolonisten an. In der Lesniker Sprachinsel (1796) entsteht 1845 Mlyny. Im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wandern evangelische Weber aus Sachsen, Schlesien und Westpreußen in Turek ein. Zur gleichen Zeit kommen hier deutsch-katholische Weber aus Böhmen an, die mit ihren evangelischen Berufsgenossen 1828 eine Zunft gründen. 1827 gibt es in Turek 72 evangelische Familien, fünf Jahre später bereits 183 und 1844 450 Familien.
Am 1. November 1835 wird in Turek eine evangelische Schule eröffnet. Im Jahr 1837 erfolgt die Begründung des Tureker Kirchfilials mit eigenem Standesamt. Am 10. Juli 1845 wird Vikar Wilhelm August Posselt zum Pastor der Gemeinde ernannt und ein Haus für Betsaal und Schule gekauft (an der Koniner Straße, Ecke Pólko, Nr. 190; das Gemeindehaus). Am 12. Februar 1849 erwirbt die Parochie zum Bau einer Kirche und des Pfarrhauses vom Tureker Magistrat die Plätze Nr. 67, 68 und 69 an der Koniner Straße. 1852, die Kirche ist fast vollendet, stirbt Posselt an der Cholera und Pastor Karl Ludwig Teichmann wird sein Nachfolger. Von 1867-1869 wird das Pfarrhaus erbaut, in dem auch die Schule und die Wohnräume für Lehrer und Kantor Platz finden. 1880 brennt das Gemeindehaus zum teil ab. Von 1870-1890 ist Pastor Teichmann auch Superintendent der Kalischer Diözese.
In den Jahre 1871/72 emigrieren zahlreiche evangelische Bauern aus Szadow, Chlebow, Pecherzew und Kalinow nach dem Cholmer Land
Turek evangelische Kirche
Statistik: Gründung des Filials: 1837, der Gemeinde: 1845; Einwohner 1936: 3100; Kirchensprache deutsch. Am 3. Sonntag des Monats fand ein polnischer Gottesdienst statt. Pastoren: Christian Wilhelm Posselt, 1845-1852; Karl Ludwig Teichmann, 1852-1890; Adolf Karl Schroeter, 1893-1904; Adolf Krempin, 1905-1911; Leo Sachs, 1913-1939; Adolf Hassenrück, 1939-1945. Vikare: Franz Bartsch, 1852 (kurz); Helmut Prüfer, 1936-1938; Arthur Besocke, 1938-1939. 1 Kirche in Turek; 5 Bethäuser und Kantorate: Kotwasice, Wielopoe, Czyste, Mlyny und Sarbice; 10 Friedhöfe. Alle Schulen mit polnischer Unterrichtssprache. Evang. Kirchenchor in Turek gegr. 1860 als Männerchor, 1919 in einen gemischten Chor umgewandelt. Gesangchöre auf dem Lande: Mlyny und Kotwasice. Posaunenchöre: Turek, neu organisiert 1919, Mlyny und Wiepole. Jugendvereine: deutsch-evang. in Turek, gegr. 1926, 25 Mitglieder; polnisch-evang. seit 1935 4-5 Mitglieder. Damenkomitee am Armenhaus. Kontribuenten 1935: 540, davon 140 in Turek; Höhe des Etats 1935: 12561 Zl. Gehälter: Pastor 450 Zl. monatlich; Kantor 130 Zl.; Küster, Balkentreter und Totengräber 40 Zl.. 1934: 70 Taufen, 44 Konfirmanden in deutsch und 4 in poln. Sprache; 33 Trauungen und 1565 Kommunikanten.
<Quelle: Eduard Kneifel, Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939>
Landkarte: Glowny Urzad Geodezezji I Kartografii 434.2 Turek
PIELBURG (Krs. Neustettin, PL)
Landkarte: Kreis Neustettin 1:100 000 – zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
KOLBERG siehe auch Die Stadt Kolberg und der Landkreis Kolberg - Körlin (von Ernst Schroeder und Uwe Witte)
Landkarte: Kreis Kolberg - Körlin 1:100 000 - zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
KLÖTZIN siehe auch Der Kreis Belgard - Schivelbein in Pommern (von Dieter Schimmelpfennig)
Landkarte: Kreis Belgard 1:100 000 - zweifarbig, Institut für Angewandte Geodäsie (Nachdruck aus Kartenbeständen des ehemaligen Reichsamtes für Landaufnahme)
ALEXANDROW: (Alexander), bei Lodz, Bezirk Lentschütz [Leczycki], Krs. Warthegau; 11 km nordwestlich von Lodz und 15 km südlich von Ozorkow, im heutigen Polen gelegen, Karte: in Quelle 2.)
Der Ort entstand auf dem Territorium des Gutes Groß-Bruzya. Besitzer des Gutes war gegen Ende des 18. Jhds. Walenty Cobrzynski, Untertruchseß des Kreises Inowlodz. Zu dem Gut gehörten auch die Einöden Ruda und Bugaj. Im Jahre 1775 zählte das Dorf vier Gutshäuser und zwanzig Bauernhütten. 1789 hatte das Dorf eine Bevölkerung von 84 Christen und 5 Juden. Es besaß eine Schänke, eine Brauerei und neben den Bauernkaten ein Handwerkerhaus. Angrenzend an Groß-Bruzya lag das Dorf Klein-Bruzya, das aus einem adeligen Teil und einem geistlichen bestand, der dem Probst von Lentschütz unterstand. Teilweise bestanden hier bereits Bauernhöfe, die von polnischen Bauern bewirtschaftet, aber völlig vernachlässigt waren. Gegen Ende des 18. Jhds. erwachte auch bei den Eigentümern der Dörfer Groß- und Klein-Bruzya das Verlangen, ihre Einöden durch Besiedlung von deutschen Kolonisten in fruchtbares Ackerland zu verwandeln, wie es bereits vielerorts geschah. Die Grundherren begünstigten die Einwanderung .... 1817 ließ der Grundherr des Gutes Bruzyca Raphael von Bratuszewski um den geräumigen Marktplatz Häuser erbauen, die er den einwandernden Tuchmachern gegen Zins verpachtet, ferner gab er weitgehend Zuschüsse, schenkte ihnen Bauholz und verkaufte aus seiner Ziegelei zu einem geringen Preis Ziegelsteine. Bis 1819 muß in Alexandrow schon eine bedeutende Einwanderung von Tuchmachern und Handwerkern stattgefunden haben, denn die Kirchenbücher der benachbarten evang. Gemeinde Groß-Bruzya melden bereits 34 Taufen, 50 Konfirmanden, 4 Trauungen und 10 Sterbefälle aus der Stadt.
Im Jahre 1822 wird Alexandrow amtlich zur Stadt erklärt. Name und Stadtgründung gehen auf Zar Alexander den I. zurück.
Statistik: 1801 Gründung der evang. Kirchgemeinde, 1815 - 742 Einwohner, 1820 - 1083 Einwohner in 120 Häusern, darunter 15 Judenfamilien, sämtl. Tuchmacher besaßen nach dem Bericht die neuesten Maschinen, 1822 Verleihung der Stadtrechte, lt. Stammbuch der Tuchmacher haben sich 119 Meister niedergelassen, 1824 - 2955 Einwohner in 340 Häusern, 1825 - 3086 Einwohner, 1828 - 3871 Einwohner, 1837 - 3828 Einwohner, 1858 - 2886 Einwohner, 1867 - rund 7000 Einwohner (Zahl scheint zu hoch), 1870 Verlust der Stadtrechte als Folge des Aufstandes von 1863/64, 1897 ergab russische Zählung 5992 Einwohner (davon 2799 evangelisch und 1680 jüdisch), 1921 - 8200 Einwohner, 1924 Verleihung der Stadtrechte, 1931 - 11622 Einwohner, 1934 - 12739 Einwohner, 1935 - 12944 Einw., 1936 - 13246 Einw., 1937 - 13500 Einw. bei 819 Häusern und 2808 Wohnungen, 1939 letzter Pfarrer: Julius Buse, 1970 - etwa 14500 Einw..
Diverse Abbildungen siehe Quelle 1.)
<Quelle: 1.) Adolf Kargel / Arthur Schmidt: Alexandrow, Ein Mittelpunkt der Deutschen im Industriegebiet Lodz, Herkunft und Geschichte, Möchengladbach 1980; 2.) Arthur Schmidt: Deutsches Schicksal in Polen, Ein Rückblick auf das kirchliche, völkische und wirtschaftliche Schaffen der Deutschen aus Mittel- und Ostpolen, Selbstverlag, Hannover 1953>
OZORKOW: auch Ozorkau u. Brunnstadt, (Wojewodschaft Kalisz, PL), nördlich von Lodz am Fluß Bzura gelegen
Der Ort wurde 1576 erstmals urkundlich genannt und umfasste damals ein Gebiet von etwa 60 Morgen, besaß eine Wassermühle mit zwei Rädern, sowie eine Schenke. Im Jahr 1668 erbaute der Erbherr von Ozorkow, Nikolaus Szczawinski die römisch-katholische Kirche.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann der damalige Grundherr Ignacy Starzenski mit dem Anwerben deutscher Textilfachleute und Handwerker und stellt den Einwanderern in dem angrenzenden Dorf Szczeblew ein Gelände von 1192 Morgen zur Verfügung. Die Wassermühlen an der das Gelände durchfließenden Bzura wurden zu Walkmühlen umgebaut. Viele deutsche Tuchmacher, Scherer und Spinner wanderten ein, dem ersten Ansiedlungsvertrag von 1807 folgt im Jahr darauf ein zweiter mit detailierten Zusicherungen: a) jedem „Tuchprofessionisten und anderen Meistern“ u.a. ein Morgen Ackerland, ein Morgen Wiese und 16 Ruten Bauland in ewige Erbpacht, dazu unentgeltlich 9 Kiefern Bauholz und Lehm für Ziegel, die in der Gutsziegelei gebrannt werden können; b) unentgeltliches Gelände für eine Kirche, den Friedhof und eine Schule mit Garten; c) Weiderecht; d) unentgeltliches Brennholz von umgestürzten Bäumen und Stumpen; e) Errichtung einer Walkmühle. Die Ansiedler mussten ein „Einstandsgeld“ von 5 polnischen Gulden und bei Verkauf 10 v. H. des geschätzten Wertes an den Grundherren entrichten. Allerdings war der Verkauf nur Textilfachleute, nicht an einen Bauern zulässig. Dieser Vertrag kann als erster dieser Art in Polen angesehen werden.
Nach dem Feldzug Napoleons wird bereits 1914 die Ozorkower Tuchmacherinnung gegründet. Ins selbe Jahr fällt auch der Zusammenschluß der deutschen Einwanderer zur evangelischen Kirchgemeinde (noch ohne behördlicher Absegnung). Es wurde ein hölzernes Kirchlein gebaut und ein Kandidat der Theologie namens Schulz für das Predigtamt verpflichtet.
Ebenfalls 1814 verhandelten erstmals Textilunternehmer und Kaufleute mit dem Erbherrn Starzenski über die Errichtung einer großen Textilfabrik. Laut einem Bericht von 1815 hatte Ozorkow 1867 Einwohner, davon waren ansässig: 117 selbständige Tuchmacher, 47 Gesellen, ein Leineweber, ein Scherer und ein Färber.
1816 wird Ozorkow zur Stadt erhoben. 1817/18 gab es bereits 294 Tuchmacher, 162 Gesellen, 4 Scherer sowie 1176 Hilfskräfte (Spulerinnen und Lehrlinge). 1820/22 ist die Zahl auf 365 Tuchmacher, 381 Gesellen, 2 Färber und 1460 Hilfskräfte angewachsen. Die Zahl der Leineweber und Walker blieb unverändert. Von den 365 eingewanderten Tuchmachern stammten 90 v. H. aus dem Netzegau.
Erste Schwierigkeiten beim Absatz zeigt die Klage der Ozorkower Tuchmacher (von 160 Tuchwebern unterschrieben) an die Behörden im Jahre 1817, worin sie sich über verschiedene Missstände beklagen. Die wichtigste Ursache sahen sie in der Übergabe des Tuchverkaufs für das Heer in die Hände der „Altgläubigen“. Die jüdischen Kaufleute deckten ihren Bedarf nicht allein aus den inländischen Werkstätten, sondern bezögen die Tuche auch aus dem Auslande. Bezeichnend für das damalige Tuchgewerbe ist, dass in der Klageschrift der Tuchhandel mit Russland keine Erwähnung fand. Eine spätere Eingabe (1819) an die zuständige Regierungskommission für Inneres, in der um Aufträge für die Ozorkower Industrie gebeten wurde, ist von 71 Tuchmachern unterschrieben, u.a. von einem Johann Krüger und einem Christoph Krieger. Der Familienname (Krüger bzw. Krieger) tritt später in unserer Genealogie im Raum Turek/Ozorkow wieder auf. 1821 bemühen sich das „Tuchmacher Gewerk zu Ozorkow“ mit einer Eingabe an den Administrationsrat in Warschau, man möge beim Kaiser durch Vermittlung des in Petersburg residierenden Ministers Sobolewski die Erlaubnis erwirken, das im angrenzenden litauischen Gebiet stationierte russische Heer mit polnischen Tuche versorgen zu dürfen. Noch im selben Jahr wird von der Tuchmacherinnung, Bürgermeister Raabe, Kriegskommissar Radwan und Oberst Darewski eine Tuchschau besprochen und kurz darauf von der Stadtverwaltung beschlossen.
Der entscheidende Anstoß zu raschen Entwicklung der Textilstadt kam jedoch von dem Rheinländer Friedrich Schlösser, der 1817 mit dem Aufbau seines Unternehmens in Ozorkow begann. 1828 arbeiten in den Schlösserschen Werken bereits 300 Personen. In der zwischenzeitlich durch Gottlieb Lause errichteten zweiten großen Wollspinnerei arbeiteten 1830 rund 100 Arbeiter. Die durch die neu entstehende Baumwollindustrie, sowie durch den polnischen Aufstand gegen die Russen im Jahre 1830/31 entstandenen Krise wirkte sich auf das noch ganz auf das Tuchmachergewerbe ausgerichteten Ozorkow schwer aus, so das die Lausesche Wollspinnerei im März 1831 geschlossen werden musste. Viele Tuchmacher suchten ihr Glück in anderen Textilstädten Polens oder zogen weiter östlich in das russische Gebiet.
Schlösser passte sich der Entwicklung zur Baumwollindustrie schnell an und hatte bereits 1834 seine Spinnerei auf Baumwolle umgestellt. 1836 weist seine Spinnerei 8000 Spindeln auf, der Antrieb erfolgte durch drei von Wasserkraft angetriebene Maschinen. 1837 stellte er die erste Dampfmaschine mit 18 PS auf. Das Unternehmen wuchs schnell an (die Lauesche Spinnerei wurde übernommen), 1848 gab es 68 Maschinen mit 14008 Spindeln. Im selben Jahr stellte Schlösser seinen bisher in Wien als Vertreter tätigen Neffen Carl Scheibler als Direktor ein. Scheiblers überragende unternehmerische Initiative trug wesentlich zum Aufschwung in der Stadt bei. 1854 (Schlösser war an der Cholera gestorben) verließ Scheibler Ozorkow, ging nach Lodz und hatte später wesentlichen Anteil, dass die Stadt Lodz zum bestimmenden Zentrum der Textilindustrie in Polen wurde. Durch seinen Weggang fiel Ozorkow in der Bedeutung hinter Lodz und andere Städte, wie Zgierz und Pabianice zurück. Den kleinen Tuchmachermeistern gelang die Umstellung auf die moderne Baumwollweberei nicht, allein das Schlössersche Familienunternehmen vermochte mit der Entwicklung schritt zu halten.
Die schweren Verluste des ersten Weltkrieges 1914/18 wurden rasch überwunden, in den 1920er Jahren erreichte die Zahl der Beschäftigten bei Schlösser bereits wieder 2800 Personen. Im Jahr 1938 bestand das Unternehmen aus einer Baumwollweberei mit 726 Webstühlen, einer Spinnerei mit 36 606 Spindeln, einer Reißerei, Bleicherei und Färberei. Ab 1932 wurde das Unternehmen an die Firma M. Fogel u. Co. in Lodz verpachtet und das Schlössersche Palais 1938 an die Stadt Ozorkow verkauft und als Sitz der Stadtverwaltung genutzt.
Der 1814 noch nicht offiziellen Gründung einer selbständigen Kirchgemeinde wurde am 5. Juni 1826 von der Warschauer Regierungskommission entsprochen und als erster Seelsorger der Gemeinde Karl Haberfeld (1826-36) eingestellt. Ihm folgte Eduard Stiller, welcher 43 Jahre in Ozorkow wirkte. 1840-42 wurde das hölzerne Bethaus gegen eine steinerne Kirche ersetzt, die viele Jahre zu den stattlichsten der Provinz zählte. Der größte Teil der Baukosten von 120 000 polnischen Gulden übernahm der Färbereibesitzer Christian Wilhelm Werner. Das Dach der Kirche zieren zwölf überlebensgroße Statuen der Apostel. Der massive schlanke Glockenturm steht neben der Kirche und wurde 1882 erbaut. Der Kirchplatz ist mit Eisengittern umfriedet. Nach dem Tod von Pastor Stiller wurde Eduard Lemon als Nachfolger gewählt, der nach 30jährigem Wirken 1910 starb. Es folgten die Pastoren Leo May (1910-1913), Adolf Rondtahler (1913-1919), Paul Otto (1919-1924) und Theodor Bergmann (1924 bis zur Vertreibung 1945).
Viele öffentliche Einrichtungen wurden von deutschen Einwanderern durch private Stiftungen errichtet, so eine dreiklassige deutsche Elementarschule durch Heinrich Schlösser, oder ein Altenheim durch seine Witwe. An der deutschen Volksschule wirkten seit ihrer Entstehung u.a. die Lehrer Höhne, Walter, Förster, Wittenberg, Strauss und als letzter polnischer Lehrer Janowski. Bei seiner Wiederentstehung verbot der polnische Staat die Schule, 1925 wurde sie geschlossen und die deutschen Klassen einer polnischen Schule zugeteilt.
1939 gab es außer den Schlösserschen Textilwerken nur noch drei kleinere Textilfabriken, eine Kotoninfabrik und zwei Mühlen. Von der Bevölkerung von 16 400 Personen waren allein 5100 in diesen Industriebetrieben beschäftigt. Außerdem gab es noch eine beträchtliche Zahl von Heimwebern. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 10 von Hundert Deutsche. 1920-1922 erhielt die Stadt durch eine Eisenbahnlinie die Verbindung mit Lodz, Posen und Gdingen.
Im Stadtgebiet befinden sich 9 artesische Brunnen, aus welchen ununterbrochen stark schwefelhaltiges Wasser von 16 bis 22°C fließt.
<Quelle: Ozorkow – Erste Textilstadt in Polen, Das Aufbauwerk eingewanderter Deutscher Tuchmacher und Weber, Schriftenreihe d. Patenschaftsausschusses der Deutschen aus dem Lodzer Industriegebiet (Hrsg.), Mönchengladbach 1967>
ZGIERZ: (Wojewodschaft Kalisz, PL) 1939 während der deutschen Besatzungszeit in Görnau umbenannt
Die Stadt Zgierz ist eine der ältesten Ortschaften des Lodzer Industriegebietes und wird 1231 erstmalig urkundlich belegt. Sie liegt neun Kilometer nördlich von Lodz im Tal des Flusses Bzura. Früher als kleiner Bach die Stadt durchziehend, verlässt er das Stadtgebiet heute als ein mit Abwässern angefüllter schmutziger Graben. Früher führten hier zwei wichtige Handelsstraßen vorbei: die eine führte von Danzig nach Krakau und Kleinpolen, die andere aus Schlesien in das Land Mazowien. Bereits vor 1253 gab es in Zgierz eine Kirche. Frühgeschichtliche Forschungen deuten darauf hin, dass Zgierz auf einem ausgebrannten Waldgelände entstanden ist. Auch der Name der Stadt lässt dies zu, frühere Namen waren Sguyr, Zegey, Sger, Szegrz, Zegrz und schließlich Zgierz. Auf Zgierzer Gebiet wurde jüngst ein auf das 4. Jahrhundert datierter Friedhof freigelegt.
Als Stadt wird Zgierz erstmalig im Jahre 1318 erwähnt, die Einführung des deutschen Stadtrechts (Magdeburger Recht) erfolgte 1404 und wurde 1420 von König Wladyslaw Jagiello bestätigt. Den Bewohner der Stadt wurde 1504 das Recht der Jahrmärkte und Wochenmärkte zuerkannt (damit „alle Kaufleute, Tuchmacher, Handwerker und die Angehörigen aller Stände und Professionen“ an Markttagen ihre Waren einführen und frei von Standgeld verkaufen und eintauschen können), Freiheiten, wie sie zu damaliger Zeit nur eingewanderten Fremden zugebilligt wurden. Seine Blütezeit erreichte die Stadt im 16. Jahrhundert. 1562 betrug die Einwohnerzahl rund 700 Personen, von welchen 179 Handwerker und Kaufleute waren.
Von dem im 17. Jahrhundert beginnenden allgemeinen Zerfall der Städte in Polen blieb auch Zgierz nicht verschont. Hinzu kam in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Krieg mit Schweden, im Verlaufe dessen die Stadt gebrandschatzt wurde, so dass nach einem Bericht aus dem Jahre 1661 nur noch zehn Häuser stehen blieben. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erholte sich Zgierz nicht mehr von diesem Unglück.
Nach der zweiten Teilung Polens, im Jahre 1793, fiel die Stadt an Preußen. Zu diesem Zeitpunkt lag die Stadt noch so danieder, dass der für die neugeschaffene Provinz Südpreußen zuständige Provinzialminister zwischenzeitlich erwog, die Stadt in ein Dorf umzuwandeln. Die dritte Teilung Polens 1795 brachte eine Neueinteilung der Verwaltungsbezirke der Provinz und im Rahmen des neugeschaffenen Warschauer Kammerdepartments wurde Zgierz Kreisstadt. 1789 wird die Einwohnerzahl mit 455 Personen angegeben, bei Abzug der Preußen 1807 rund 500.
1818 kamen die ersten Tuchmacher nach der Regierungsstadt Zgierz. Die meisten von Ihnen verließen die Stadt jedoch bald wieder und zogen nach den privaten Tuchmachersiedlungen Ozorkow und Alexandrow, da sie in Zgierz keine Unterkunft fanden. Am 20. Juli 1820 berichtet der damalige Bürgermeister Kozlowski: „Fabriken bestehen hier nicht, abgesehen von einigen Tuchmachern, die infolge ihrer schlechten Lage und völligen Armut nur geringe Tuche und zudem in sehr beschränktem Quantum fabrizieren. Die Stadt geht ihrem gänzlichen Verfall entgegen...“, und macht Vorschläge „Fabrikanten“ Anreize zu geben. Daraufhin wird Rajmund Rembielinski, als für die Ansiedlung deutscher Tuchmacher beauftragter Präses der Mazowischen Wojewodschaftskommision, mit Vorbereitungen zur Errichtung einer Walke und Färberei, sowie für Verhandlung mit den evangelischen Einwanderern entsandt.
Die Bemühungen zeigten bald gute Ergebnisse, Anfang März 1821 hatten bereits 104 Tuchmacher, ein Maschinenfabrikant, zwei Tuchscherer, ein Färber und ein Walkmüller ihre Ankunft angekündigt, am 30. März 1821 wurde der Ansiedlungsvertrag abgeschlossen. Für die Tuchmachersiedlung, Neustadt genannt, wurden 2939 Ruthen Kulmer Maßes vom Stadtgebiet und noch weitere 743 Ruthen vom angrenzenden Regierungsvorwerk Zegrzanki zur Verfügung gestellt. Das Gebiet der Neustadt wurde in 259 Bauplätze eingeteilt, die sämtlich an deutsche Tuchmacher vergeben wurden. Die Bevölkerung von Zgierz stieg von rund 800 Einwohnern im Jahre 1820 auf 1010 im Jahre 1821, auf 1524 im Jahre 1825 und auf 6331 Einwohner im Jahre 1828 an. 1824 waren in der Stadt bereits 260 Webstühle in Betrieb, außerdem vier Walkmühlen, zwei Färbereien, zwei Manufakturen und mehrere Tuchscherereien. Von 103 Tuchmachern, die sich von 1818 bis 1822 in Zgierz niederließen kamen: aus Ozorkow und Rogassen je 21, aus Meseritz zehn, Ritschenwalde sechs, Obersitzko vier, Dombie, Kaziemierz, Brzeziny, Kalisch je zwei, Unruhstadt, Kurnik, Grünberg, Kolo, Floeterborn, Festenberg, Tirschtiegel, Deutsch-Krone, Gembitz, Schönlanke, Grätz, Szadek und Miloslaw je einer.
Bereits am 1. Juli 1821 wurde in Zgierz die Tuchmacherinnung und am 8. April 1822 die Tuchmachergesellenbrüderschaft gegründet. Die Gründung der Tuchmacherinnung ging aus der Innung in Ozorkow hervor, die gewissermaßen als Stammmutter aller deutschen Tuchmacherinnungen in Polen angesehen werden kann. In dieser Aufbruchzeit entstehen die ersten Großbetriebe. So gründet 1821 der aus Unruhstadt stammende Kaufmann Johann Friedrich Zachert zusammen mit seinem Vetter Johann Zachert eine Tuchwarenmanufaktur, die bald zu den größten Unternehmen der Stadt werden sollte. 1822 kommt der aus Meseritz stammende Großkaufmann Karl August Meisser, der einen schwunghaften Handel mit Russland betrieb. Eine größere Spinnerei mit modernen Maschinen aus den Niederlanden errichtete 1925 der Fabrikant Ludwig Arendt, dessen Betrieb 1828 bereits 13 Assortiement-Maschinen umfasste. Zur gleichen Zeit betreibt Zachert bereits eine eigene Dampfmaschine. 1829 kommt der jüdische Kaufmann Reinhertz aus Kalwarja in die Stadt. Zunächst ist er als Verleger für die Handweber tätig, später gründet er zusammen mit den Kaufleuten Landau und Mayer eine Tuchfabrik mit zwei Krempel-, zwei Scher-, neun einfachen Spinn-, zwei Wickel- und zwei Haspelmaschinen, die alle durch ein Rosswerk angetrieben wurden. Nachdem die durch den polnischen Aufstand gegen die russische Oberhoheit 1930/31 entstandenen Wirtschaftskrise (verursacht durch die von Russland errichtete Zollgrenze) sich vorübergehend wieder zum Besseren wendete, gründete der Rheinländer Christian August Moes 1834 eine Tuchfabrik.
Trotz der hoffnungsvollen Entwicklungen des Tuchmachergewerbes in den ersten Jahren blieb die Stadt Zgierz bald hinter dem rasant einsetzenden Ausbau der Textilindustrie in Lodz zurück, da man sich nicht auf die in Mode gekommene Baumwollwaren einstellte. In einem Bericht der Stadtverwaltung heißt es 1847: „Die großen Fabrikgebäude als auch die kleinen Fabrikationsstätten stehen leer, darunter die Großbetriebe von Johann Zachert, Peter Issajew, Hersch Reinhertz, Ludwig Arendt, Ferdinant Stark, Karl August Meissner. Ihre Häuser wie auch die Häuser vieler kleiner Fabrikanten sind verlassen...“ Über den Bevölkerungsstand macht der Bericht folgende Angaben: Einwohner insgesamt 8125, davon 3360 Katholiken, 3225 Evangelische, 1540 Juden und zusätzlich 675 nichtständiger Bevölkerung.
Nach Überwindung dieser Krise ging es auch in Zgierz wieder aufwärts. Die Stadt hat 1859 eine Bevölkerung von 12 016 Einwohnern, davon 5240 Polen, 4173 Deutsche, 2601 Juden, sowie zwei andere, sowie 116 Tuchfabriken, 32 Baumwollwarenfabrikanten, eine Seidenweberei, fünf Woll- und Baumwollspinnereien, vier Krempeleien, zwei Tuchscheren und fünf Färbereien. Von den größeren Betrieben gab es 1859 fünf Tuchfabriken mit Dampfantrieb und 42 mit Rosswerken.
Im Jahr 1902 erhielt die Stadt Anschluss an die Warschau-Kalischer Eisenbahn. Eine elektrische Bahn zu der zum Textilzentrum emporgewachsenen Stadt Lodz wurde gebaut und später bis Ozorkow verlängert. 1912 zählte Zgierz 21 531 Einwohner, davon waren 11 107 Polen, 5615 Deutsche, 4685 Juden, 83 Russen, 63 Litauer, neun Franzosen und sechs Engländer. Größtes Unternehmen war um diese Zeit die 1848 gegründete und in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Tuchmanufaktur Julius Borst mit 625 Arbeitern und einem Jahresumsatz von 1 872 254 Rubeln. Weitere größere Textilbetriebe waren: Lorentz und Krusche AG mit 611 Arbeitern, „Zgierzer Baumwollmanufaktur AG“ mit 553 Arbeitern, Anilinfarben- und Chemikalienfabrik AG Zgierz mit 95 Arbeitern.
Bei der Volkszählung im Jahre 1931 wurden 26 618 Einwohner gezählt, davon gaben als Muttersprache an: 19 805 Polnisch, 2380 Deutsch, 3861 Jüdisch, 547 Hebräisch, 14 Russisch und elf Anderes.
Als erste evangelische Kirche wurde 1823 ein hölzernes Bethaus errichtet. Erster Pastor war Heinrich Bando (41 Jahre lang). Bereits 1826 wurde eine neue Kirche eingeweiht. Ab 1834 gab es eine deutsche evangelische Schule. Nachfolger von Bando wurde Pastor Ernst Wilhelm Bursche (für 38 Jahre ), der Vater des späteren Generalsuperintendenten. Ihm folgte Karl Serini (von 1905 bis 1919), der in den Revolutionsjahren 1905/07 gemeinsam mit Pastor J. Dietrich in Lodz die „Gewerkschaft christlicher Arbeiter und Arbeiterinnen“ gründete, um den deutschen Arbeitern eine eigene Organisation zu geben. 1920 wurde Pastor Alexander Falzmann gewählt. Zwischen ihm und der überwiegend deutschnational eingestellten Gemeinde kam es zu Spannungen. 1939 bei Einmarsch der Deutschen wurde Pastor Falzmann von der Gestapo verhaftet und wurde 1940 in das Konzentrationslager Dachau überführt und verstarb auf dem Transport in die Gaskammer. Nachfolger von Pastor Falzmann wurde der bisherige Vikar Zundel (bis 1941). Von 1942 bis zur Flucht im Januar 1945 war Eduard Kneifel Pastor.
Zgierz blieb fast vollkommen von Kriegszerstörungen verschont, lediglich die evangelische Kirche wurde während der ersten Kriegstage von einer deutschen Fliegerbombe zerstört. Ein Großteil der bei der Gründung der Neustadt erbauten Tuchmacherhäuser ist erhalten geblieben.
<Quelle: Otto Heike, Zgierz - Ausgangspunkt der Textilindustrie in den Regierungsstädten Polens, Schriftenreihe d. Patenschaftsausschusses der Deutschen aus dem Lodzer Industriegebiet (Hrsg.), Mönchengladbach>
LODZ: (speziell der Stadtteil Baluty) hier habe ich diverse Literatur; interessant wären Fotos und Zeitdokumente
BROMBERG: (Kreisstadt, Westpreußen), Koordinaten: East 18°00' North 53°07'
hier habe ich diverse Literatur; interessant wären Hinweise zu Zeitdokumenten
Bromberg - altluth. Kirche in der Posener Str. 25 (1846 erbaut, nach 1974 (?) zerstört) - links Straßenansicht um 1900, rechts Hofansicht um 1938
Wer hat historische Ansichten vom ehemaligen Gemeindeleben der Ev.-Augsb. Kirche, Posener Straße 25 in Bromberg (Westpreußen)?
Welchen Namen hatte die o.g. Kirche?
Mein Großvater Otto Schilter war dort von 1936 - Januar 1945 Pastor.
Wer kannte die Pastorenfamilie Schilter in Bromberg und kann evt. berichten?
Wer kannte die Küsterfamilie Klein?
Wer kennt Einzelheiten zum Bromberger Blutsonntag?
Ansichten von Bromberg - siehe auch Historische Ansichtskarten von Bromberg (außerdem Geschichte, Karten, etc.; von Castle of Poland, Marek Januszewski)
MOGILNO: (Posen), Koordinaten: East 17°57' North 52°39'
Kirchgemeinde 1833 gegründet, hölzernes Bethaus 1791 begonnen, 1796 vollendet und am 9.5.1840 eingestürzt, neue Kirche am 19.11.1854 eingeweiht, am 20.12.1907 erweitert, Pfarrer: 1925-39 Oskar Reder, von Polen ermordet im Sept. 1939 bei Chodecz, 1940-45 Arnold Wieckmann
Wer kannte die (ev.-altluth.) Familie von Töpfermeister Carl Schroeder in der Bahnhofstraße 8a (heute Nr. 17)?
Wer kannte den (ev.-unierten) Pfarrer Oskar Reder und seine Frau Helene Reder, geb. Schroeder?
NEUTOMISCHEL: heute Nowy Tomysl, (Posen), Koordinaten: East 16°08' North 53°19'
Neutomischel - links die ev.-altluth. Kirche um 1935 - rechts die ehem. ev.-unierte Kirche um 1990
Ev.-Augsb. Kirche:
1930 - 1936 Pfarrer Otto Schilter
Wer kann vom Gemeindeleben berichten?
Ev.-Unierte Kirche:
Kirche 1778 errichtet, am 15.10.1780 eingeweiht, umgebaut 1844-46, dann 1880. Pfarrer: 1909-39 Georg Reisel, Sup., 1939 an den Folgen der Verschleppung gestorben, 1939-45 Gerhard Päschke, Sup.
HOHENSALZA: heute Inowroclaw, zeitweise Jungbreslau, (Posen), Koordinaten: East 18°15' North 52°47'
Kirchgemeinde 1818 gegründet, seit 1772 Gottesdienste in Privathäusern, 1802 Weihe einer kleinen Kirche in Fachwerk, 1861 abgebrochen, am 31.10.1863 neue Kirche eingeweiht, Pfarrer: 1854-84 Adolf Ludwig Schönfeld, zugleich Sup., 1885-1907 Otto Hildt, Sup.,
THORN: (Westpreußen), Koordinaten: East 18°36' North 53°00'
hier habe ich Literatur allgemeiner Art; interessant wären Hinweise zu Zeitdokumenten u.ä.
siehe auch Historische Ansichtskarten von Thorn (außerdem Geschichte, Karten, etc.; von Castle of Poland, Marek Januszewski)
KATARZYNOW: = Katarzynowo (?): (Krs. Kosten, Posen; heutige Provinz Leszczynskie), Koordinaten: East 16°44' North 52°02'
GREMBOCZYN (Gramtschen): (Krs. Thorn, Westpreußen), Koordinaten: East 18°43' North 53°03', Standesamt Lindenhof 1905,
MOCKER
BOROWIETZ
LINDENHEIM: Kreis Czarnikau, Posen, heutige Provinz Pilskie, Koordinaten: East 21°22' North 53°30'
PRUSKALONKA
ZYSKOWER KOLONIE
SCHULZENDORF
SCHWABEN - KOLONIE: Kreis Czarnikau, Posen, heutige Provinz Pilskie, Koordinaten: East 16°37'
North 52°49'
HAMMER: Der Ort liegt an einer alten Handelsstraße, die früher von Posen über Czarnikau zur Ostsee führte. Dicht neben der Obermühle bestand um 1531 ein Eisenhammer, wie durch das Posener Grodbuch bezeugt wird. Nach der Steuerliste von 1563 wies der Betrieb 3 Wasserräder auf und beschäftigte 12 Arbeiter. Aber schon 1577 lag das Unternehmen wüst, und es ist nicht ersichtlich, ob der Hammer später wieder tätig wurde. In den Jahren 1680 - 1730 erfolgten viele Heiraten deutscher Menschen nach Hammer, so dass der Ort damals schon ein deutsches Dorf gewesen sein muss. 1773 ist das Vorwerk mit seinen 6 Hufen der einzige größere Betrieb im Dorfe. Der Eigentümer und auch der Pächter sind nicht genannt. In dem Gutsdorf Hammer leben 340 Menschen auf 346 ha Fläche, von der ein großer Teil mit Wald bestanden ist. Das Gut Hammer hat einst als Vorwerk längere Zeit zur Herrschaft Behle gehört, wurde 1765 abgetrennt und selbständig. Es hat lange Zeit um 200 Einwohner gehabt, und zu ihm gehörten das Vorwerk Radosiew, 2 Mühlen, eine Försterei und zuletzt auch eine Brennerei. Durch die Separation ist der Besitz zugunsten der Bauern verkleinert worden. Ein Teil der Landwirte siedelte sich südwestlich des Ortes in Hammer Abbau an, aber die Höfe im Dorf wurden auch vergrößert. Um 1939 gab es 43 Bauern mit 2 Pferden und 45 mit einem. Nach der Eingemeindung des Gutes in das Dorf wird eine Gesamtfläche von 2220 ha angegeben, die um 1930 von 1271 Menschen bewohnt wurde. Die Bevölkerungszahl, die sich aus 784 Protestanten, 483 Katholiken und einigen anderen zusammensetzte, war wie in vielen Orten rückläufig. Trotzdem war Hammer nach Putzig und Behle das drittgrößte Dorf des Kreises. Hammer hatte eine katholische Kirche; wann sie entstand, war nicht zu ermitteln. Der Kierskische Visitationsbericht 1738 erwähnt sie noch nicht. Die Katholiken gehörten damals kirchlich zu Czarnikau. Das erste evangelische Bethaus bestand schon 1796 und war mit der ersten evangelischen Schule unter einem Strohdach verbunden. Die letzte evangelische Kirche war 1932 erbaut worden und zum Kirchspiel gehörten auch 5 Nachbargemeinden. Der Ort besaß eine katholische und eine evangelische Schule ( um 1906 erbaut ) und die Schule in Hammer Abbau, die von katholischen und evangelischen Kindern besucht wurde.
Hammer - altes Bethaus (vor 1930)
Beim Zusammenbruch 1945 hatten nach Angaben von K. Plath - Sophienberg nur wenige Einwohner den Ort verlassen. Durch feindliche Einwirkung kamen 37 Menschen ums Leben, davon einige auf der Flucht bei Stieglitz, Runau und Hüttchen. 2 Personen starben durch Freitod, 14 wurden verschleppt, aber 8 von ihnen kehrten wieder zurück. 12 Gehöfte gingen durch Totalschaden verloren, 2 weitere wurden später von Polen zerstört. Außer diesen Verlusten wird noch der Brand von 5 Wohnhäusern, 3 Scheunen und eines Viehstalles gemeldet. Wahrlich, das Dorf hat sehr schwer gelitten.
<Quelle: netzekreis.de>
Abbildungen finden Sie auf der Seite Der Netzekreis
- In Deutschland :
RAUSPACH (Rheinland-Pfalz)
WALDSEE
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